Tanger/Marokko
Neuer Lebensanfang in Marokko
Auswirkungen der EU-Migrationspolitik auf Migranteninitiativen in Tanger und Chefchaouen
16.11.2025 - 22.11.2025
Als Bildungsurlaub anerkannnt
in verschiedenen Bundesländern
Die Meerenge von Gibraltar ist nicht nur die bedeutendste Drehscheibe des globalen Handels, sondern damit einhergehend auch der wohl strategischste geopolitisch-militärische Grenzraum auf dem Erdball. Seit dem späten 20. Jahrhundert wird die Meerenge zum Brennpunkt der Migration: Tausende, die von hier aus zum letzten, risikoreichen Sprung ins 14 ¬km weit entfernte Paradies Europa ansetzen. Hunderte, die das Meer verschluckt hat. Viele, die nun an einem ungewollten Ziel ein neues Leben beginnen.
Bilaterale Migrationsabkommen zwischen EU und Marokko sowie die menschenrechtskonträren Maßnahmen von Frontex haben subsaharischen Migranten die Durchreise über die Meerenge seit einigen Jahren unmöglich gemacht. Alternative Routen oder Schlupflöcher bleiben lebensgefährlich.
Folglich entsteht ein neuer Trend: Marokko bietet eine ungewollte Kulisse für neue Lebensläufe von Ankömmlingen aus Ländern südlich der Sahara, so etwa die kamerunische Künstlerinitiative Shu-Mom-Arte, oder das Frauen-Solidar-Projekt 100% Maman in Tanger. Sogar im entfernten Chefchaouen suchen Migrant*innen ihr Glück, so wie der senegalesische Maler Papa Beidy. Auf die menschenfeindliche EU-Migrationspolitik wird mit Kunst, Kreativität und Liebe reagiert.
Unser Seminar eröffnet uns ein breites, differenziertes Blickfeld auf das Phänomen der subsaharischen Migration in Marokko allgemein. Wir beginnen mit Tanger, an einem Extrem der Meerenge und fahren dann mit Zwischenübernachtung in der spanischen Exclave Ceuta in das entlegenen Rifgebirge nach Chefchaouen.
Die ausgewählten Gesprächspartner*innen sind einerseits zumeist Vertreter*innen von zivilgesellschaftlichen Initiativen, Vereinen und Nichtregierungsorganisationen oder der Universität, die sich für die Bedürfnisse und Interessen der Migrant*innen einsetzen, andererseits Migrant*innen selbst, die von ihren Erfahrungen, Zielen und Träumen erzählen, und nicht ohne Stolz ihre neuen Lebensprojekte vorstellen.
Folgende Themen möchten wir dabei ergründen:
Wann wird die „Durchreise“ zum Dauerzustand? Wie fällt die Entscheidung zum Neuanfang in Marokko?
Zusammenleben vs. Integration in Marokko: ein “klassisches” Auswanderungsland wandelt sich im Zuge der Globalisierung zum “unerwarteten” Einwanderungsland. Wie empfängt die marokkanische Zivilgesellschaft die Neuankömmlinge?
Überblick über die Lebenssituation subsaharischer Migrant*innen in Marokko allgemein, unter besonderer Berücksichtigung von Frauen und Kindern, sowie Jugendlichen ohne elterliche Fürsorge. Welche konkreten Hilfsmaßnahmen in Form von Sozialprojekten, humanitärer Hilfe, rechtlicher Beratung sowie Prävention leisten die unterschiedlichen Hilfsorganisationen und -initiativen?
Welche Sensibilisierungsmaßnahmen und Sozialprojekte gibt es, die Begegnung, Toleranz und Respekt fördern? Die grenzenübergreifende Kraft der Kunst sehen wir am Beispiel von Mal- und Kunstrecyclingprojekten für therapeutische und einkommenschaffende Zwecke.
(Der VAE unterstützt hierbei Mal-Workshops für Migrant*innen, bei denen auch die BU-Teilnehmer*innen willkommen sind.)
Ursachenanalyse zur Migration in Afrika von der kolonialen Vergangenheit zur Gegenwart des Neokolonialismus und der aktuellen EU-Migrationspolitik; diesbezügliche polit-historische Einordnung der spanischen Exklave Ceuta.
Beispiele für sozio-kulturelle Bereicherung der marokkanischen Gesellschaft durch das Hineinwachsen von Neuankömmlingen aus afrikanischen Staaten südlich der Sahara.
Ziel der Veranstaltung ist es, die geographische, sozio-politische und historische Dimension des subsaharischen Migrationsprozesses in seiner Komplexität zu erkennen, sowie am Fallbeispiel von Tanger und Chefchaouen persönliche und kollektive, einkommensgenerierende Kunst- und Kulturprojekte aus erster Hand kennenzulernen. Damit einhergehend strebt der BU an, interkulturellen Dialog herzustellen und Impulse für Ideenaustausch dort zu geben, wo Handlungsbedarf besteht.
Wir empfehlen, den Bildungsurlaub mit einem längeren Aufenthalt oder einer Weiterreise im Land zu verbinden. Zügige und komfortable Busverbindungen gibt es in alle marrokanischen Städte.
Zentral gelegenes Mittelklassehotel in Tanger, Parador nacional in Ceuta, Riad in Chefchauen in Doppel- und Einzelzimmern (gegen Aufpreis)
Mit der Bahn
Bahnanreise z.B. über Straßburg, Lyon, Barcelona, Madrid, Ageciras mit Zwichenübernachtungen in Barcelona und Algeciras möglich.
Mit dem Flugzeug
zeitlich günstige Flüge bieten i.d.R. RAM und IBERIA